Es gibt neben Psychotherapie oder Medikation andere Möglichkeiten: Was man selbst tun kann
Hier habe ich noch mehr Möglichkeiten zusammengestellt, wie man eine Depression im Selbstmanagement ohne Psychotherapie oder Medikamente verbessern kann, basierend auf aktuellen Leitlinien und Forschungsergebnissen.
Körperliche Berührung
Positive körperliche Berührungen wie Umarmungen oder Massagen können beruhigend wirken und das Wohlbefinden steigern. Schon vor 25 Jahren kam in der Klinik, in der ich gearbeitet habe, die Massageabteilung auf uns Psychiater zu und hat mit wissenschaftlichen Belegen darauf hingewiesen, das 2 Massagen pro Woche besser helfen als Medikamente. Das ist natürlich auch altes Erfahrungswissen.
In der Haut des Menschen wurden erst in diesem Jahrtausend unmyelinisierte Neurone gefunden, die C-taktile Neurone genannt werden. Sie reagieren auf sanften Druck und Berührungsgeschwindigkeiten von 1 – 10 cm/Sekunde. Ihr Temperaturoptimum liegt im Bereich der Hauttemperatur. Ihre Berührung löst unabhängig vom anderen taktilen oder sensitiven Empfindungen ein Wohlgefühl aus, das unter anderem über Oxytocin vermittelt wird.
Ich empfehle jedem eine Massage pro Woche, ob vom Profi oder vom Partner, denn das ist in dieser Hinsicht egal.
Sex
Sexuelle Aktivität zaubert einen wundervollen Cocktail an Dopamin, Serotonin und Oxytocin und vermutlich vielem anderen mehr und wirkt so stark antidepressiv. Es fördert Genuss und Hinspüren. Außerdem bringt Sex eine erhebliche Herz-Kreislauf-Stimulation und ein Bewegungstraining mit sich, das Kardiologen, Physiotherapeuten und Orthopäden ein Lächeln ins Gesicht zaubert und natürlich ergänzend antidepressiv wirkt.
Schlafentzug
Wer’s mag oder schafft: es gibt kaum eine antidepressiv wirksamere Methode. Das Problem ist das Durchhalten!
Um schwer depressiven Menschen in der Klinik zu helfen, haben wir sie mit Hilfe der Nachtwachen auf den Stationen eine Nacht wach gehalten. Teilweise war es den Patienten erlaubt, vor Mitternacht für eine oder zwei Stunden kurz zu schlafen. Der nächste Tag war dann ein Tag ohne Depression! Aber natürlich waren die Patienten müde. Der Prozess wurde dann jede 2. Nacht wiederholt, wenn die Patienten mitmachen wollten.
Auch wir Ärzte hatten auf diese Weise von einem psychischen Effekt unserer Nachtdienste profitiert. Nach einer durchgearbeiteten Nacht war unsere Stimmung oft deutlich über dem Strich! Wir haben uns deswegen die Warnung herumgereicht, nach dem Nachtdienst nicht einkaufen zu gehen, weil man dann im Überschwang so viel und gerne Geld ausgibt.
Dankbarkeitstagebuch
Das Dankbarkeitstagebuch habe ich hier beschrieben. Es ist gut dokumentiert, wie gut es gegen Depressionen hilft. Ich habe es selbst ein Jahr praktiziert.
Bitte unbedingt ausprobieren!
Haustier
Die Beschäftigung mit einem Tier, die Fürsorge für ein Tier, der Körperkontakt mit einem Tier sind alle emotional ausgleichend und schaffen Glückshormone im Menschen. Sogar Gelegenheitskontakte sind wertvoll, z.B. in einem Streichelzoo, dessen Besuch hin und wieder auf dem Kalender stehen sollte.